Initiative Sozialistisches Forum (Freiburg)
Seit Jahren treffen wir uns jeden Dienstag um 20 Uhr in unseren Büroräumlichkeiten (Günterstalstr. 37, 79102 Freiburg). Wenn wir das Interesse geweckt haben, Kontakt gewünscht ist, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail.
jour fixe der Initiative Sozialistisches Forum (Freiburg)
Der jour fixe steht allen offen und findet seit 1983 während dem Semester alle 14 Tage statt. Wer das Angebot in jedweder Form nutzen möchte, möge sich via E-Mail mit uns in Verbindung setzen. Das gedruckte Folder liegt an allen einschlägig bekannten Orten in Freiburg aus und kann auf Anfrage auch postalisch verschickt werden. In der rechten Spalte finden sich alle für das jour fixe-Programm verfassten Texte sowie das Veranstaltungsprogramm mit den dazugehörigen Vortragsankündigungstexten. Einen Teil der Veranstaltungen haben wir mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet und stellen sie hier zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung.
Programm Winter 2022/23
Alle Vorträge finden als Hybrid-Veranstaltungen in Präsenz mit Zoom-Übertragung (Zoom-Link: https://us06web.zoom.us/j/88664348128?pwd=alZJWDZFalJlK2FGclBUMW9BdklGUT09 statt. Aufgrund der eingeschränkten Anzahl an Sitzplätzen am Veranstaltungsort bitten wir um Anmeldung unter jourfixe@isf-freiburg.org und um das Tragen eines Mund- Nasenschutzes.
November
Donnerstag, 24. November 2022
Die neuere Pseudo-Linke
In den letzten Jahren hat sich eine neue Form des Aktivismus verbreitet, der zunehmend beginnt, die Praxis in der Linken zu beherrschen: durchtränkt von selbstgerechter Moral und von scheinheiliger Empörung, oberflächlich in der Analyse, dabei aggressiv vorgetragen. Seine Rede klingt vage links; er redet viel von Unterdrückung, aber es scheint beim Zuhören, er rede eigentlich nur von sich selbst. In der heutigen Linken ist alles möglich geworden. Unter dem Namen des Kampfes gegen die Unterdrückung können Dinge vertreten werden, die haargenau aussehen wie die Unterdrückung, gegen die angeblich gekämpft wird. Zum Schiedsrichter wirft sich das selbstzufriedene grünliberale Milieu auf. Die Linke scheint damit zufrieden, dafür die studentischen Stoßtrupps zu stellen. Dieser Zustand soll an folgender Begebenheit beispielhaft dargelegt werden. So hatte der Verein Sisters e.V., der gegen Armutsprostitution arbeitet, einen Informationsabend im Nachbarschaftshaus in Kreuzberg angekündigt. Auf eine Protestandrohung hin wurde der von dem Veranstaltungshaus sofort abgesagt. Die Protestandrohung kam von selbsterklärten Sex-Workern, nämlich einer Sex Worker Action Group, die anscheinend der Interventionistischen Linken nahesteht; und unterstützt u.a. von der Sex Worker Union Berlin, die Teil der FAU Berlin ist. Die Verantwortung für die Absage aber hat das leitende Personal des Nachbarschaftshauses und der Apparat, zu dem es gehört: diese entscheiden letzten Endes, welche Stimmen gehört werden und welche nicht. An diesem Abend wären Frauen zu Wort gekommen, die Prostitution als rassistisches Ausbeutungssystem erlebt haben und beschreiben. Das zu verhindern war gerade das Ziel der Aktion. Der Vortrag untersucht den Zustand der Linken und fragt nach den Gründen für diese Art des Aktivismus.
Es spricht Jörg Finkenberger (Würzburg), Redakteur von Das Große Thier und Autor von Staat oder Revolution (ça ira-Verlag 2015). Der zweite Band befindet sich in Vorbereitung. Um 19 Uhr im Freiburger Büro des ça ira-Verlages, Günterstalstr. 37, im Hinterhof.
Dezember
Donnerstag, 15. Dezember 2022
Albert Memmi
Über Kolonialismus, Rassismus, Exil und globale Herrschaft
Am 15. Dezember 1920 in Tunis in eine jüdisch-berberische Handwerkerfamilie geboren und am 22. Mai 2020 in Paris verstorben, war Albert Memmi Zeuge wie Zeitgenosse des von Krisen und Transformationen welthistorischen Ausmaßes und unvorstellbarer Gewalt geprägten 20.sten Jahrhunderts. Als Schriftsteller, Soziologe und öffentlicher Intellektueller hat Memmi versucht, die gesellschaftliche Bedeutung dieser Erfahrung in ihrer ganzen Ambivalenz zu erfassen. Koloniale Herrschaft und nationale Befreiung, Rassismus und Antisemitismus, Herrschaft und Dominanz, Abhängigkeit und Austausch, Exil und Migration sind nur einige seiner Themen. Zu Memmis zahlreichen Schriften gehören der Roman Die Salzsäule (1953), der antikoloniale Klassiker Der Kolonisator und der Kolonisierte. Zwei Porträts (1957), Rassismus (1982) und Porträt des Entkolonisierten (2004). Der Vortrag anlässlich seines 102. Geburtstags erkundet das in Deutschland wenig beachtete Werk und das Leben des Autors.
Es spricht Florian Hessel, Sozialwissenschaftler sowie Publizist. Er ist als Referent in der politischen Bildung und Antisemitismusprävention tätig und Gründungsmitglied von Bagrut e.V., Verein zur Förderung demokratischen Bewusstseins. Um 19 Uhr im Freiburger Büro des ça ira-Verlages, Günterstalstr. 37, im Hinterhof.
Januar
Donnerstag, 12. Januar 2023
Kunst, Identität und die Psychologie der Massen in der Digitalmoderne
Ausgehend von der Beobachtung, dass das Internet wie kein anderes Medium in der Lage ist, Massen zu mobilisieren, wird die Frage untersucht, inwiefern die in Freuds Massenpsychologie und Ich-Analyse entwickelten Thesen zur Analyse von aktuellen identitätspolitisch motivierten (und vorwiegend im Internet stattfindenden) Kunstdebatten beitragen können. Debatten, die durch ein hohes Maß an Affektivität und Unerbittlichkeit charakterisiert sind – und die Tendenz, abweichende Positionen zu dämonisieren. In weiterer Folge wird die These vertreten, dass – über jene Kunstdebatten hinaus – immer absurdere gesellschaftliche und politische Diskurse immer banalere Gegendiskurse provozieren. Und der Frage nachgegangen, ob der Freud’sche Text zum besseren Verständnis auch dieser Phänomene beizutragen vermag.
Es spricht Sama Maani, der nach dem Studium der Medizin und Philosophie und der Tätigkeit als Nervenarzt und Psychoanalytiker als freier Schriftsteller in Wien lebt. Er publizierte unter anderem die Romane Ungläubig (2014)) und Zizek in Teheran (2021) sowie die Essaybände Respektverweigerung. Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten. Und die eigene auch nicht. Sechs Essays (2015) und Warum ich über den Islam nicht mehr rede (2022), alle im Drava Verlag erschienen. Um 19 Uhr im Freiburger Büro des ça ira-Verlages, Günterstalstr. 37, im Hinterhof.
Donnerstag, 26. Januar 2023
Immanuel Kant und der Nationalsozialismus
Gemeinhin wird die bürgerliche Philosophie samt ihrer Menschenrechtsmetaphysik als ausgemachter Gegensatz zum nationalsozialistischen Volkstum begriffen. Während die Vernunft als Aufklärung gegenüber allen Vorurteilen erstrahlt, wird der Nationalsozialismus als sinisterer Rückfall in eine vor- oder zumindest antimoderne Barbarei verstanden. Dass hingegen der oberste aller Aufklärungsideologen, Immanuel Kant, der mit am häufigsten zitierte Philosoph innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung war, fällt dabei völlig unter den Tisch.
Dieser Zusammenhang von Kant und Nationalsozialismus soll anhand der Kant’schen Philosophie selbst erklärt werden. Denn in Wahrheit ist Kant nicht nur der Durchsetzungsideologe des modernen Sexismus und Antisemitismus, wie der Vortrag zu zeigen versuchen wird, sondern er hat obendrein den »Rasse«-Begriff in Deutschland eingeführt und mit seinen anthropologischen Schriften die entsprechende Fachdisziplin gegründet. In diesem Kontext sollen auch die nationalsozialistischen Referenzen auf Kant reflektiert und in den Kontext von Aufklärungsvernunft und Ideologiebildungen eingeordnet werden.
Es spricht Daniel Späth, Redakteur der wertabspaltungskritischen Gruppe fractura – Gruppe für kategoriale Kritik. Als Autor beschäftigt er sich vor allem mit Aufklärungskritik, Psychoanalyse und Staatskritik. Um 19 Uhr im Freiburger Büro des ça ira-Verlages, Günterstalstr. 37, im Hinterhof.
Februar
Donnerstag, 9. Februar 2023
Buchvorstellung
»Arbeit, Dienst und Führung. Der Nationalsozialismus und sein Erbe«
Das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Arbeit ist eine lange Geschichte eines überhöhten Selbstbildes und eine des Antisemitismus, die der Nationalsozialismus noch einmal radikalisierte. Deutsch soll eine Arbeit sein, die der Volksgemeinschaft dient. Unter Verweis auf »deutsche Arbeit« begründete der Nationalsozialismus nicht nur sein antisemitisches Selbstbild, sondern auch Praktiken der Verfolgung und Vernichtung. »Arbeit, Dienst und Führung« rekonstruiert diese Geschichte und analysiert dieses Selbstbild. Dabei wird der Blick auch ins »Innere« der deutschen Volksgemeinschaft geworfen. Denn hier hat der Nationalsozialismus Formen von Menschenführung entwickelt, die in Managementkonzepten der deutschen Nachkriegsgeschichte fortleben.
Es spricht Nikolas Lelle, der in der Bildungsarbeit tätig ist. Neben regelmäßigen Beiträgen in der Jungle World erschien zuletzt seine Dissertation Arbeit, Dienst und Menschenführung. Eine historisch-philosophische Durcharbeit des Nationalsozialismus und seines Nachlebens (Verbrecher Verlag 2022). Um 19 Uhr im Freiburger Büro des ça ira-Verlages, Günterstalstr. 37, im Hinterhof.
April
Donnerstag, 27. April 2023
Radtour
Freiburg im Nationalsozialismus
An exemplarischen Stationen wird gezeigt, was in Freiburg nach 1933 passierte, wie die Arisierung organisiert wurde, welche Menschen wo gelebt haben, die ihre Wohn- und Arbeitsstätten verlassen mussten. An der Universität wird vom Rektorat Martin Heideggers im Frühjahr 1933 die Rede sein. Der Rundgang endet gegen 17 Uhr am Platz der Alten Synagoge. – E. Imbery führt und kommentiert. Treffpunkt um 17.00 Uhr Universität, KG I, Rempartstraße.
Audiodateien
Dankenswerterweise hat sich das Audioarchiv bereitgefunden, diese Audio-Dateien zu hosten.
Vergangene Jour Fixe-Programme
- Jour Fixe Herbst/Winter 2022/23:
Text folgt. - Jour Fixe Sommer 2022:
Krieg gegen die Ukraine - Jour Fixe Herbst/Winter 2021/22:
Die Farbe der Robe - Jour Fixe Sommer 2021:
Ein Lichtlein für die Toten - Jour Fixe Herbst/Winter 2019/20:
Die Diktatur der Zukunft - Jour Fixe Sommer 2019:
»Aufhören!« Zum Tod von Joachim Bruhn - Jour Fixe Herbst/Winter 2018/19:
»Unser Karl«. Über die Heimholung eines großen Deutschen - Jour Fixe Frühling/Sommer 2018:
Was ist Wahrheit? Was ist materialistische Kritik? - Jour Fixe Herbst/Winter 2017/18:
Staatskapitalismus – das Trauma der Revolution - Jour Fixe Frühling/Sommer 2017:
"Wer Warum Wie Was" - Jour Fixe Herbst/Winter 2016/17:
Die Avantgarde des staatstragenden Widerstands - Jour Fixe Frühling/Sommer 2016:
Kritik der Flüchtlingspolitik - Jour Fixe Herbst/Winter 2015/16:
„Versöhnlich ins Stadtgefüge“ - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2015:
Rieselfeld: Neues aus der Sickergrube - Jour Fixe Herbst/Winter 2014/2015:
Volksfront gegen Judenhass, Volksgemeinschaft gegen Israel - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2014:
Neues vom Gröphaz - Jour Fixe Herbst/Winter 2013/2014:
I am what I am - my own special creation - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2013:
Das Fleisch der Deutschen - Jour Fixe Herbst/Winter 2012/2013:
Drum Linkspartei? - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2012:
Occupy reason! - Jour Fixe Herbst/Winter 2011/2012:
Die Gewalt des Souveräns - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2011:
Dschihad oder Revolution - Jour Fixe Herbst/Winter 2010/2011:
Gnadenbrot. Das sog. ‘Existenzrecht’ Israels im Visier der deutschen Volksfront - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2010:
Die Wahrheit aus dem Off - Jour Fixe Herbst/Winter 2009/2010:
Krise des Kapitals, Elend der Theorie - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2009:
Der Staat des Grundgesetzes - Jour Fixe Herbst/Winter 2008/2009:
Vertrauen und Gewalt - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2008:
Die Konterrevolution gegen Israel - Jour Fixe Herbst/Winter 2007/2008:
Zahltag - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2007:
Rote Armee Fiktion - Jour Fixe Herbst/Winter 2006/2007:
Karl Marx, Israel und die Militanz der Vernunft - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2006:
Aufklärung und Aufklärungsverrat im XXI. Jahrhundert - Jour Fixe Herbst/Winter 2005/2006:
Verkehrte Gesellschaft - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2005:
Bomben auf Freiburg - Jour Fixe Herbst/Winter 2004/2005:
Die Produktion von Panik - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2004:
Go straight to hell - Jour Fixe Herbst/Winter 2003/2004:
Deutsche Kulturindustrie 2003 - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2003:
Krieg und Frieden, Schuld und Sühne - Jour Fixe Herbst/Winter 2002/2003:
Die Geschichte wiederholt sich doch - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2002:
Der Kommunismus und Israel - Jour Fixe Herbst/Winter 2001/2002;:
Werwolf und Djihad - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2001:
Revolution und Vaterland. Ein Nachruf auf die “68” - Jour Fixe Herbst/Winter 2000/2001:
Die Gemeinschaft der Guten. - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 2000:
Die Postmoderne wird kritisch. - Jour Fixe Herbst/Winter 1999/2000:
Philosopie der Friedhofsschändung - Jour Fixe Frühling/Sommer 1999:
Von A bis Z deutsch - Jour Fixe Herbst/Winter 1998/99:
Geschichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschl ands (SPD) - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1998:
Die Vernunft in der Geschichte - Jour Fixe Herbst/Winter 1997/98:
Die Metaphysik der Deutschmark - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1997:
Wie antikapitalistisch ist die BILD-Zeitung? - Jour Fixe Herbst/Winter 1996/97:
St. Nimmerleinstag der Linken - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1996:
Bündnis gegen Arbeit - Jour Fixe Herbst/Winter 1995/96:
Um Sarajewo: Der Krieg der Pazifisten - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1995:
Vorwärts zum 8. Mai! - Jour Fixe Herbst/Winter 1994/95:
Was ist Ideologiekritik? - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1994:
Deutsche Tränen - Jour Fixe Herbst/Winter 1993/94:
Gefrierpunkt des Bewußtseins, Rückforderung der Zukunft - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1993:
Krise der Polititk, Perspektiven des Staates - Jour Fixe Herbst/Winter 1992/93:
Totreden und Todschlagen - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1992:
“Entstasifizierung” - Jour Fixe Herbst/Winter 1991/92:
Artikel 16 (2) - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1991:
Friede den Linken - Jour Fixe Herbst/Winter 1990/91:
Schon wieder Deutschland - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1990:
Deutsche Logik - Jour Fixe Herbst/Winter 1989/90:
Staatsbürger, Volksgenosse - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1989:
Wehrhafte Demokratie, freiheitlicher Staat - Jour Fixe Herbst/Winter 1988/89:
Nationale Identität, soziale Amnesie - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1988:
Kurzer Lehrgang, langer Marsch - Jour Fixe Herbst/Winter 1987/88:
Vernunft als Pleite - Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1987:
Deutsche Ideologie, solidarische Kritik - Jour Fixe Herbst/Winter 1986/87:
Freizeitpark oder Knast? - Jour Fixe Herbst/Winter 1985/86
- Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1985:
Frei Haus - Jour Fixe Herbst/Winter 1984/85
- Jour Fixe Frühjahr/Sommer 1984
- Jour Fixe Herbst/Winter 1983/84
- Jour Fixe: Das Elend mit der Sozialdemokratie
- Jour Fixe: Kritik ohne Utopie? Podiumsdiskussion mit Wolfgang Pohrt