Jour Fixe Programm Herbst/Winter 2015/2016

Freitag, 23. Oktober 2015

Freiburg in der NS-Zeit

Antifaschistischer Stadtrundgang

Radtour zur Erinnerung an die Deportation von 403 jüdischen Mitbürgern in das Internierungslager Gurs am 22. Oktober 1940 und deren Vorgeschichte in Freiburg - geführt durch E. Imbery.

Treffpunkt um 15:30 Uhr am Haupteingang des KG I, Rempartstraße.

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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Das Lachen und das Unbewusste

Über den gesellschaftlichen Charakter des Lachens

Am Lachen lässt sich so wenig die gesellschaftliche Totalität entfalten wie am Film die Kulturindustrie. Doch kann gezeigt werden, dass das Lachen wesentlich gesellschaftlich vermittelt und auch als spontanes keinesfalls natürlich ist. Für gewöhnlich wird es mit Frohsinn und Leichtigkeit assoziiert und nicht mit jener trüben Missgunst, mit der sich die Mit- und Zwischenmenschen belauern und die der Witz nur schlecht camoufliert. Trotzdem meldet sich nicht erst seit Klaus Theweleits Das Lachen der Täter im allgegenwärtigen Kichern und Schmunzeln und Grinsen und Grölen eine Bösartigkeit an, welche die AOK-Parole „Lachen ist gesund“ als Untertitel eines Horrorfilms erscheinen lässt. Was hat es also mit dem Lachen auf sich?

So viel vorweg: Henri Bergson spricht in dem einen Satz: „Durch ihr Gelächter rächt sich die Gesellschaft für die Freiheiten, die man sich“, scheinbar, „ihr gegenüber herausgenommen hat“, unfreiwillig die Wahrheit über die Zote und den antisemitischen Witz aus. Während im Witz die ansonsten für das Ich Unlust produzierenden Gedanken in Lust transformiert werden können, kann im Humor das nicht minder zu kritisierende vermeintlich tröstliche Streicheln des Über-Ichs gegenüber dem Ich verstanden werden.

Es spricht David Hellbrück (Freiburg), u.a. Redaktionsmitglied der Zeitschrift Pólemos, deren aktuelle Ausgabe bei der Veranstaltung erworben werden kann.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

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Donnerstag, 12. November 2015

Die Wiedergutwerdung der Deutschen. Essays & Polemiken

Some of my best friends are German“, machte sich Eike Geisel gerne über das antisemitische Stereotyp lustig, demzufolge einige Juden zu den besten Freunden zählen. Eike Geisel war aber nicht nur ein unnachgiebiger Kritiker des deutsch-jüdischen Verbrüderungskitsches und der Entsorgung deutscher Vergangenheit, sondern machte als Historiker mit seinen Arbeiten u.a. über den jüdischen Kulturbund und das Berliner Scheunenviertel aufmerksam. Dieser Band versammelt Geisels große essayistische Arbeiten wie über den Antisemitismus des „anderen Deutschland“ und den Mythos vom Widerstand des 20. Juli. Klaus Bittermann referiert Eike Geisels wichtigste Thesen und ihren Entstehungszusammenhang.

Eike Geisel (1945-1997) war Soziologe, Buchautor, Journalist, Übersetzer, Kurator, Filmemacher und Historiker. Seine scharfen Essays und Polemiken lösten teilweise große Kontroversen aus. Er starb am 6. August 1997.

Es spricht Klaus Bittermann (Berlin), Verleger der Edition Tiamat, in der die politischen Essays von Eike Geisel erschienen sind. Er ist außerdem Buchautor, Journalist und schreibt für die tageszeitung und Tagesspiegel.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

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Donnerstag, 26. November

Vom Verbot der „Gewerbsunzucht“ zum „Prostituiertenschutzgesetz“

Kontinuität und Wandel des staatlichen Umgangs mit der Prostitution in Deutschland

Das ambivalente Verhältnis der bürgerlichen Gesellschaft zur Prostitution lässt sich auf die Frage zuspitzen, warum und inwiefern die Prostitution in ihr nicht als Arbeit gilt, während sie zugleich doch nichts anderes sein kann als Erwerbsarbeit. Die Floskel, Prostitution sei „kein Beruf wie jeder andere“, wird auch in der gegenwärtigen Debatte um das neue Gesetz zur Regulierung der Prostitution immer wieder verwendet. Mit ihr wird legitimiert, dass es für die Prostitution andere Regeln brauche als für andere Erwerbstätigkeiten. Im Zentrum der Debatte steht dabei heute der angebliche „Schutz“ von (migrantischen) Prostituierten vor Ausbeutung und Zwang, was sich auch in der Benennung des neuen Gesetzes als „Prostituiertenschutzgesetz“ widerspiegelt. Der wohlmeinende Titel verdeckt die Tatsache, dass das Gesetz in erster Linie repressive und bürokratische Maßnahmen enthält, die darauf zielen, das Ausmaß der Prostitution zu verringern und das Gewerbe einer umfassenden staatlichen Überwachung zu unterwerfen: von einer Registrierungspflicht für Sexarbeiterinnen über eine Kondompflicht im Sexgewerbe bis zu strikten Auflagen für sämtliche Arten von „Prostitutionsstätten“. Das Gesetz steht damit in einer Kontinuität mit der staatlichen Regulierung der Prostitution in der bürgerlichen Gesellschaft seit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts, die stets davon ausging, dass die Prostitution in ordnungspolitischer, hygienischer, sittlicher, strafrechtlicher und geschlechterpolitischer Hinsicht ein gesellschaftliches Problem darstellt, dem mit repressiven Maßnahmen gegen Prostituierte und Bordellbetreiber (bzw. „Zuhälter“) zu begegnen sei. Dabei lässt sich ein Wechselspiel zwischen Überwachung und Verdrängung, Regulierung und Verbot der Prostitution feststellen. Der Vortrag beleuchtet vor diesem Hintergrund das neue Gesetz und die Auswirkungen, die es haben könnte, sowie die Veränderungen und Kontinuitäten der gesellschaftlichen Ansichten zur Prostitution unter dem Aspekt der Sexualmoral und des Begriffs von Arbeit.

Es spricht Theodora Becker (Berlin) von der unabhängigen Beratungsstellte für Prostituierte Hydra e.V., die jüngst in Jungle World und Bahamas Artikel zum Thema veröffentlicht hat.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

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Samstag, 5. Dezember 2015

Die Existenzphilosophie Jean-Paul Sartres – eine Kritik

Der Kulturrelativismus, die angebliche Vielfalt der Identitäten ebenso wie das Geschwätz der Postmoderne insgesamt geht den Protagonisten dieser „Diskurse“ mittlerweile selbst „auf den Geist“. Diese Aversion gegen das poststrukturale Geplapper ist allerdings kein Ausdruck gewonnener kritischer Distanz, sonde rn nur dessen, dass die Heideggerei in der Nachfolge Foucaults ihre Sprachcodes mittlerweile hinter sich lassen kann, weil sie allseits verinnerlicht worden ist. Indiz dafür ist, dass das „rote Tuch“, gegen das sich der Poststrukturalismus von Beginn an ausrichtete, der Freiheitsbegriff Sartres, weiterhin in der Versenkung gehalten wird und werden soll. Nicht, dass Sartre außerhalb der Kritik zu stehen habe, nur weil er der erklärte Feind der Strukturalisten ist. Die in allen Auseinandersetzungen mit Sartre bisher offen gebliebene Frage ist nur, was an seiner Fassung von Freiheit denn falsch ist. Stellt man die Frage so, dann kann die Antwort nur lauten: Daran ist rein gar nichts falsch. Nur an Sartres Philosophie insgesamt kann kritisiert werden, dass sie einen, wenn auch „einzig“ an einen kategorischen Imperativ zu bindenden Begriff von Vernunft nicht kennt. Gegen Sartre muss also hervorgehoben werden, dass seine Ontologie der Existenz, so überlegen sie jeder Art von Strukturalismus auch ist, keinen Vernunftbegriff erlaubt, dessen Verwirklichung von jeder Subjekt-Objekt-, oder Freiheitsphilosophie autonom zu sein, d. h. alle Souveränität auf sich zu vereinen hätte. Gewinnen lässt sich ein solcher Vernunftbegriff nur in der Kritik an der Kapitalsouveränität – und den deutschen Versuchen, gegen sie einen Gegensouverän aufzubauen, gleichermaßen. Da Sartres Philosophie noch nicht einmal einen Begriff von negativer, kapitaler Souveränität zu erkennen erlaubt, muss sie zum Gegenstand der Kritik werden: einer Kritik allerdings, die erkennen lässt, dass der Souveränitätsbegriff – besonders in seinem Verhältnis zur Freiheit – auch in der kritischen Theorie noch längst nicht als geklärt gelten kann.

Tagesseminar mit Manfred Dahlmann (Wien).

Das Seminar fällt aus und wird voraussichtlich im April nachgeholt.

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Donnerstag, 10. Dezember 2015

Marxismus und Psychoanalyse

Versuche zur Erklärung der ‘konformistischen Revolte

Für Marx und den Marxismus nach Marx ist der Zusammenhang von Krise und befreiender theoretischer sowie praktischer Kritik noch selbstverständlich. Daß der dialektische Widerspruch gegen widerspruchsvolle Verhältnisse ohne den Kontext “revolutionärer Praxis” möglich sei, ist für Marx in der Epoche des Liberalismus undenkbar. Der Marxismus der Zweiten Internationale erkennt, in der Epoche des Imperialismus, die Möglichkeit der Kritik in der befreienden Kraft der Produktivkraft-Entwicklung. Jeweils scheinen fundamentale Krisen des “Systems der bürgerlichen Ökonomie” den gesellschaftsgeschichtlichen Fortschritt zum “Verein freier Menschen” zu produzieren.

Aber schon 1923 erkennen Karl Korsch und Georg Lukács, nach der gescheiterten Revolution, eine Krise der Arbeiterbewegung und des Marxismus. Zwischen 1926 und 1933 explizieren Max Horkheimer und Wilhelm Reich die “Ohnmacht”, die “Niederlage der deutschen Arbeiterklasse”. Im Rekurs auf die Psychoanalyse wird am Vorabend und nach der Großen Depression von 1929/33 die Auflösung des Zusammenhangs von Krise und revolutionärer Kritik: die nationalsozialistische “konformistische Revolte”, reflektiert. Der Konformismus: das ist eine Volksgemeinschaft, in der der Einzelne ohne gesellschaftliches Bewußtsein, daher zu gesellschaftlich-solidarischem Widerspruch und Widerstand unfähig ist. Die Gemeinschaft erweist sich als irrationaler Zusammenhang entindividualisierter, autoritärer Charaktere, die allenfalls die Verallgemeinerung, nicht die Abschaffung gesellschaftlicher Repression realisieren. So schreitet der an der Psychoanalyse gebildete Marxismus von der Kritik der Politischen Ökonomie fort zur Kritik des irrationalen Rationalismus – zur “Kritik der instrumentellen Vernunft” – und zur Kritik der bürgerlichen Anthropologie. Ohne die gesellschaftlich gegründete Idee des Individuums, das sich als “ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse” weiß, ist – erkennen die Kritischen Theoretiker – die einst erhoffte “proletarische Erhebung” verstellt. Daher bedürfe es der praktisch gerichteten Aufklärung des “Aufstiegs und Falls des Individuums”.

Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt (Hamburg) lehrte von 1979 bis 2009 am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Mehrere seiner Bücher erschienen im ça ira Verlag.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

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Donnerstag, 7. Januar 2016

„Gewisse Rivalitäten“

Zum Verhältnis von Staat und NSU im postnazistischen Deutschland

Zum Verhältnis von Staat und NSU im postnazistischen Deutschland Jahrelang bomben und morden die Nazis des NSU, jahrelang kommen ihnen Polizei und Verfassungsschutz nicht auf die Schliche, einer der größten Fahndungen in der Geschichte der Bundesrepublik zum Trotz. Dass dieses Nicht-Entdecken auf Zufall oder das Versagen Einzelner zurückzuführen sei, glaubt niemand: Längst hat sich die Gewissheit durchgesetzt, dass ohne die Unterstützung des Staates die Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ nicht möglich gewesen wäre – der NSU ist zur „Staatsaffäre“ geworden. Geprägt ist der bürgerliche Staat auch durch die Antinomie zwischen Macht und Gesetz, Souveränität und Freiheit. Ein Widerspruch, den der Staat nicht zu lösen im Stande ist, und der sich Bahn bricht in der ewigen Konkurrenz von Polizei und Geheimdiensten: also in der Frage, ob jemand für sein Verbrechen angeklagt oder vom Staat noch für mehr gebraucht wird. Dass es in Deutschland um den Staat schlimmer bestellt ist als es diese Kritik der politischen Ökonomie zu treffen vermag, wäre mit ihr und am Beispiel des NSU zu zeigen: Mit keiner rassistischen Verschwörung, keinem Einzeltäter, keinem individuellen Fehlverhalten kann erklärt werden, warum jahrelang an der Nazi-Bande vorbei ermittelt wurde. Vielmehr tritt zum Widerspruch aus Macht und Gesetz im postnazistischen Deutschland die Konkurrenz in den Sicherheitsbehörden, der Wettbewerbsföderalismus im Gewaltmonopol: Die Rackets von BfV und LfV, BKA und LKA, BND und MAD bekämpfen und behindern sich gegenseitig, so dass der NSU ungehindert morden kann. Die deutsche Linke kann diesen Zusammenhang aus postnazistischer Konstellation und rechten Morden nur personalisiert sehen. Im Raunen von der Verschwörung im Staatsapparat wie in der Forderung nach einer Auflösung des Verfassungsschutzes zeigt sich die wahnhafte Hoffnung, den Souverän aus dem Volksstaat entfernen und durch Zivilgesellschaft und Antifagruppen ersetzen zu können.

Daniel Poensgen (Berlin) arbeitet zum Verhältnis von Staatsverständnis und Antisemitismus.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

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Donnerstag, 21. Januar 2016

Produktive Dissonanzen

Adorno liest Freud

In der „Neuen Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“, Freuds synoptisches Spätwerk, findet sich, gleichsam in eine Formel gefasst, das Programm der Psychoanalyse als Aufklärung und Therapie: „Ihre Absicht ist es ja, das Ich zu stärken, es vom Über-Ich unabhängiger zu machen, sein Wahrnehmungsfeld zu erweitern und seine Organisation auszubauen, so dass es sich neue Stücke des Es aneignen kann. Wo Es war, soll Ich werden. Es ist Kulturarbeit etwa wie die Trockenlegung der Zuydersee.“ Nicht dass Freud das „Schicksal der Partialtriebe“ bei der Trockenlegung der régions humides übersehen hätte. Im Gegenteil, eine seiner bedeutendsten Entdeckungen ist ja die infantile Sexualität. Aber anders als in Form von Unterdrückung, i.e. Verdrängung und Sublimierung, endlich der Zentrierung der vielstrebigen Partialtriebe in Richtung auf den zielstrebigen, fortpflanzungsgeeichten Coitus, schien Freud die das Ich bildende Kulturarbeit weder denkbar noch machbar. Das hat seinen wesentlichen Grund darin, dass der Schöpfer der Psychoanalyse Halt gemacht hat vor der gesellschaftstheoretischen Entzifferung des „Realitätsprinzips“, dem mächtigen Widerpart des „Lustprinzips“. An einer unscheinbaren Stelle hat Adorno, „Aus Anlaß einer Lesung von Hans G. Helms“ jene Programmformel der Psychoanalyse aufgegriffen, um sie zu konterkarieren; nicht zufällig im Kontext ästheto-theoretischer Einlassungen: „Nach der Sprache der Psychoanalyse gehörten im emanzipierten Werk Ausdruck und Konstruktion so zusammen wie Es und Ich. Was Es ist, soll Ich werden, sagt die neue Kunst mit Freud. Aber das Ich ist von seiner Kardinalsünde, der blinden, sich selbst verzehrenden und das Naturverhältnis ewig wiederholenden Herrschaft über die Natur nicht zu heilen, indem es auch die inwendige Natur, das Es sich unterwirft, sondern indem es mit dem Es sich versöhnt, wissend und aus Freiheit es dorthin begleitet, wohin es will. Wie der richtige Mensch nicht der wäre, welcher den Trieb unterdrückt, sondern einer, der ihm ins Auge sieht und ihn erfüllt, ohne ihm Gewalt anzutun und ihm als einer Gewalt sich zu beugen, so müßte das richtige Kunstwerk heute zu Freiheit und Notwendigkeit modellhaft sich verhalten.“ Es ist schon so, wird aber gerne übergangen: Die gesellschaftskritische Psychologie bei Marx und die konservative Anthropologie Freuds klingen nicht so ohne weiteres zusammen. Aus den Dissonanzen hat die Kritische Theorie ihre Funken geschlagen. Im Wege eines Streifzuges soll Adornos Lesart der Psychoanalyse, seine Diagnose der „entstellten Vielheit des Triebes“ infolge der Kardinalsünde des hyperidentischen Ichs als Herrschaftsform, konturiert werden.

Prof. Dr. Friedhelm Kröll (Nürnberg) lehrte Soziologie an der Universität Wien und ist Autor u.a. von Gruppe 47, Das Verhör. Carl Schmitt in Nürnberg und Die Archivarin des Zauberers. Ida Herz und Thomas Mann.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37

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Samstag, 29. Januar 2016

Freiburg in der NS-Zeit

Antifaschistischer Stadtrundgang

An exemplarischen Stationen wird gezeigt, was in Freiburg nach 1933 passierte, wie die Arisierung organisiert wurde, welche Menschen wo gelebt haben, die ihre Wohn- und Arbeitsstätten verlassen mußten. An der Universität wird vom Rektorat Martin Heideggers im Frühjahr 1933 die Rede sein. Der Rundgang endet gegen 17°° am Platz der Alten Synagoge. – E. Imbery führt und kommentiert.

Treffpunkt um 14 Uhr am „Basler Hof“, Kaiser-Josephstraße (gegenüber der Buchhandlung Herder)

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Donnerstag, 4. Februar 2016

Der Erste Weltkrieg im Spiegel seiner Debatten.

Von Fritz Fischer zu Christopher Clark

Als sich im August 2014 der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal jährte, entbrannte der alte Streit um die „Kriegsschuldfrage“ erneut, die die Deutschen, die sich retrospektiv mit zu den Opfern von 1945 erklärten, nicht auf sich beruhen lassen können. Der Vortrag zeichnet anhand einiger Publikationen nach, dass die Debatte dabei interessanter war als die meisten Bücher selbst. Dafür spannt er einen Bogen von Fritz Fischers Klassiker „Griff nach der Weltmacht“ bis zu den „Schlafwandlern“ von Christopher Clark, die – zu Unrecht – als Widerlegung der Thesen Fischers rezipiert wurden. Hier zeigt sich, dass das deutsche Publikum in den „Schlafwandlern“ meist nur zu lesen verstand, was es lesen wollte.

Es spricht Dr. Volker Weiß (Hamburg), Historiker und Autor der Wochenzeitschriften Die Zeit und Jungle World.

Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37.

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Samstag, 13. Februar 2016

Grundlagen einer Kritischen Theorie des Staates

Tagesseminar zur Kritik des Staates

Weder lässt sich der Staat aus dem Kapital, noch das Kapital aus dem Staat ableiten. Solche Versuche blamieren sich an der Eigengesetzlichkeit, mit der die Form Staat zur Havarie beigetragen hat, die wir Geschichte nennen. Dass der Staat sowohl der Gesellschaft äußerlich gegenüberzustehen scheint, und sie dennoch, unter dem Titel der Nation, verkörpern soll, ist ein realer Widerspruch: logisch unmöglich, dennoch Wirklichkeit. In einem ähnlichen Verhältnis steht der Staat zum Recht, das er einerseits hervorbringen, an das er aber anderseits doch gebunden sein soll. Das Verhältnis kann auf eine philosophische Ebene gehoben und abstrakt betrachtet werden: Im Verhältnis zum Recht, zur Gesellschaft, zur Nation erscheint der Staat jedesmal als das Subjekt, diese als Substanz, und zwar so, dass die Substanz als ihr eigenes Subjekt betrachtet werden muss, wie es nach Hegel zu lauten hätte. Kann aber die Substanz selbst Subjekt werden? Die bürgerliche Aufklärung ist davon ausgegangen, in den Formen Staat und Recht eine transparente Synthesis der Gesellschaft, eine vernünftige Vermittlung des Ganzen mit dem Einzelnen bereits in Händen zu halten. Es lässt sich zeigen, dass dieser Glaube scheiterte im Moment, als er in Vollzug gesetzt wurde; erst die theoretische Reflexion dieses Scheiterns, der Zerfall der Hegel-Schule, schließlich führt zur Notwendigkeit, die Gesellschaft materialistisch, und das heißt negativ-dialektisch zu betrachten.

Tagesseminar mit Jörg Finkenberger (Würzburg), dessen Buch Staat oder Revolution im August im ça ira Verlag erschien.

Das Seminar findet ab 11.00 Uhr im Büro der Initiative Sozialistisches Forum (Günterstalstr. 37, Hinterhof, 79102 Freiburg) statt. Um Anmeldung via E-Mail (info@ca-ira.net) wird gebeten.

Auch das Seminar fällt aus und wird voraussichtlich im Sommer nachgeholt.

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