Neujahrssorgen / Mitgliederbrief

Liebe Mitglieder,
Liebe Genossinnen und Genossen,
Liebe Freundinnen und Freunde des Verlags,
 
was in unserem letzten Rundbrief an euch noch eine bloße Befürchtung dargestellt hat, ist in der Zwischenzeit leider zur Gewissheit geworden: wir stecken finanziell in der Klemme.
 
Als hätten uns die allgemeinen Entwicklungen innerhalb der sogenannten Verlags- und Buchbranche im vergangenen Jahr – Umsatzeinbrüche von bis zu 50% im Buchhandel seit dem Februar 2022, bei gleichzeitigem enormen Anstieg der Druck- und Produktionskosten von mindestens 30% in Folge der gestiegenen Papier- und Energiekosten und das alles zusätzlich zur allgemeinen Inflation – finanziell nicht schon genug zugesetzt, erreichte uns im November dann die Schreckensmeldung, die die Bilanz eines schlechten Jahres vollends desaströs werden ließ: Unsere Auslieferung, die sozialistische Verlagsauslieferung GmbH (sova), die als Zwischenhändler die Bestellung der Geschäftskunden besorgt und für die Präsenz im regulären Buchhandel unabdingbar ist, musste überraschenderweise Insolvenz anmelden.
 
Zu allem Überfluss betrifft die Zahlungsunfähigkeit der sova nun ausgerechnet das Herbstgeschäft 2022, also genau jene Monate, die zu unseren umsatzstärksten gehörten, weil wir mit Das Kapital, sans phrase Nr. 20, Lichtlein für die Toten und Mit Marx gleich vier Neuerscheinungen auf einen Schlag hatten, die zudem auch im Buchhandel erstaunlich gut nachgefragt waren und für uns das Ruder in einem umsatzschwachen Jahr noch einmal herumreißen hätten können.

Die Einnahmen des Herbstgeschäftes, die unsere Fixkosten tragen und das Frühjahrsprogramm vorfinanzieren hätten sollen, werden uns, aller Voraussicht nach, fast vollständig durch die Lappen gehen. Hinzu kommen die Extrakosten für Logistik und Transport, die nun durch den hastigen und übereilten Umzug unseres gesamten Lagerbestands an Büchern zu unserer neuen Verlagsauslieferung (Werkstatt Verlagsauslieferung) anfallen und selbst die Teilzahlungen, die aus der Insolvenzmasse noch an uns abfallen könnten, verschlingen werden. Bis der Umzug und die Aufnahme bei der Werkstatt allerdings nicht geschafft ist, werden unsere Bücher im Buchhandel so gut wie nicht zu bekommen sein, was bedeutet, dass sich die Zeitspanne, die wir ohne Erlöse aus dem Buchhandel überbrücken müssen, weiter in die Länge zieht. Die langen Zahlungsziele von bis zu 90 Tagen, die im Buchhandel Usus sind, tun ihr übriges.
 
Kurzum: Die Pleite der sova und die damit verbundenen Folgen, reißen uns ein enormes Loch von derzeit etwa 12.000 Euro in die Tasche, das wir dringend stopfen müssen, um die Arbeit des Verlags fürs Erste zu sichern. Hierbei sind wir auf eure Hilfe und Solidarität angewiesen. Helft uns bitte, die Zeit zu überbrücken und den entstandenen Schaden abzufedern.
 
Was ihr tun könnt, um uns zu helfen:
 
1) Spenden auf unser Postbankkonto
Jeder Betrag, wirklich jeder, hilft uns, seien es zwei-, drei-, vier- oder gar fünfstellige Summen. Sie sind uns alle recht!
 
Inhaber: Institut für Sozialkritik Freiburg (ISF) e.V.
IBAN: DE94 6601 0075 0226 0457 56
BIC: PBNK DEFF
Verwendungszweck: »Spende, Vor- und Nachname«
 
2) Anpassung oder Erhöhung des Mitgliedsbetrags
Ihr steht mittlerweile in Lohn und Brot und könnt ein paar Euro mehr im Monat entbehren? Erhöht euren Dauerauftrag vom reduzierten Mindestbeitrag von 15 € für Schüler, Studenten und Erwerbslose auf den regulären Beitrag von 20€ für Erwerbstätige, 30€ für Fördermitglieder oder einen höheren Betrag eurer Wahl.
 
3) Neuwerbung von Vereinsmitgliedern
Ihr kennt Leute im Freundes- und Bekanntenkreis, die sich zwar für unsere Arbeit interessieren, aber noch kein Mitglied sind oder ihre Mitgliedschaft pausieren mussten? Sprecht sie an und erinnert sie an die Möglichkeit der Mitgliedschaft. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um Mitglied im Institut für Sozialkritik zu werden.
 
4) Buchbestellungen über unseren Webshop
Helft uns, die Zahlungseinbußen aus dem Buchhandel abzufedern und bestellt als Privatkunden fleißig Bücher von unserer Backlist über unseren Webshop. Privatkunden werden so zügig wie gewohnt von unserem Büro in Freiburg bedient.
 
Solltet ihr Rückfragen oder weitere Ideen haben, wie ihr uns kurz- oder langfristig aus der Patsche helfen könnt, zögert bitte nicht, euch mit uns in Verbindung zu setzen.
 
Herzlich grüßen,
Gabriela Walterspiel und Gerhard Scheit, David Hellbrück und Philip Zahner
– Vorstand und Geschäftsführung –
 

P.S.: In unserem Verlagsarchiv haben wir vor kurzem den letzten Bettelbrief gefunden, er stammt aus dem Frühjahr 2006, von dem wir euch bei dieser Gelegenheit einen Auszug nicht vorenthalten wollen: »daß, wer einen Verlag wie ça ira über 20 Jahre am Leben halten kann, verrückt sein muß und sehr aufzupassen hat, daß die Wirklichkeit nicht doch noch über ihm zusammenschlägt, wird Euch nicht wirklich eine neue Nachricht sein: Eine solche Unternehmung kann nur in der permanenten Krise existieren. Diese hat sich allerdings im Laufe des letzten Jahres so zugespitzt, daß wir genötigt sind, Euch dringend um außerordentliche Unterstützung zu bitten. … Aus diesen Gründen brauchen wir Summa Summarum in den nächsten Monaten insgesamt 15.000 €, um die Verlagsarbeit auf solider Grundlage fortsetzen zu können. … Wir möchten Euch dringend bitten, auf jede nur erdenkliche Weise zu helfen: Schenkungen und Spenden, kurz- und langfristige Darlehen sind selbstverständlich sehr erwünscht. (Setzt Euch ggf. wegen Spendenabzugsbescheinigungen mit Manfred in Verbindung). Laßt Euch von der Höhe der Gesamtsumme nicht abschrecken, auch kleinere Beträge zu spenden. Wir brauchen jeden Euro, Hilfreich wäre auch eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages und neue Vereinsmitgliedschaften … Der Vorstand / Für weitere Rückfragen: Manfred Dahlmann, Gabi Walterspiel, Joachim Bruhn«