Georg K. Glaser

Schluckebier

und andere Erzählungen aus den Jahren 1931–1936

März 2022, 376 Seiten, ISBN: 978-3-86259-183-1
Herausgegeben von Michael Rohrwasser | Französisch Broschur

25,00 

978-3-86259-183-1 Kategorie:

Beschreibung

Klappentext der Erstausgabe im Agis Verlag von 1932 Georg Glaser, 21 alt, vor Monaten noch Fürsorgezögling, beschreibt in Form einer Selbstbiographie die Erlebnisse eines Kriegsjungen. Er ist immer allein. Und das einzige, was er hat, ist: Hunger! Der Krieg ist aus. Der Vater kommt zurück. Er hat den Jungen nie gesehen, prügelt ihn, und der Junge läuft davon. Schluckebier hetzt durch die Dörfer. Bettelt, stiehlt und verbirgt sich bei den Straßenmädchen der Stadt. Dann steckt man ihn in die Fürsorge. Schluckebier sieht plötzlich, dass es noch tausend andere Schluckebiers gibt, und dass alle diese Schluckebiers Hunger haben. Hunger und Schläge und ein bisschen Kameradschaft untereinander – das ist alles, was die Fürsorge ihnen geben kann. Schluckebier sieht und erlebt noch mehr. Er lernt die Methoden der Erzieher kennen, ihre Freude am Quälen, ihre grausamen Strafen. Bis dann eines Tages alles, was sich bei den Jungens an Erbitterung gesammelt hat, in einer Revolte explodiert. Diese Revolte ist der Höhepunkt im Leben Schluckebiers und zugleich der Höhepunkt dieses kleinen Romans.

Aus dem Nachwort von Michael Rohrwasser Die Metaphern der Hoffnung und des Aufstands sind in dem Roman Schlu­cke­bier so signifikant wie trotzig gegen ein Stärkeres gesetzt. Bedrohlicher ist das immer aufs Neue anklingende Bild des Eingeschlossenseins, das als Fluchtpunkt nur noch Tod und Verrücktwerden zulässt. Denn auch die Revolte, die in den letzten Abschnitten scheinbar im Stil der proletarisch-revolutionären Literatur beschworen wird, hat zwar alle existentielle Berechtigung, trägt aber die Züge der Unterdrücker in sich. Glasers Erzählung berichtet von einer Angst, die ins Innere greift. Die Bremse des Zuges, die sich löst, die Ventile des Dampfkessels, die sich nicht mehr öffnen lassen, lösen den Schrecken aus vor dem, was hier freigesetzt wird, einer bête humaine, geboren in den Fabriken und Fürsorgeheimen.

Ausstattung Der von Michael Rohrwasser herausgegebene Band enthält Glasers Texte aus den Jahren 1931–1936. Dabei handelt es sich neben dem Roman Schluckebier um Erzählungen und Skizzen, die als Vor- oder Begleittexte zu Schluckebier fungieren sowie um vier Erzählungen aus der Zeit des Exils. In einem ausführlichen Nachwort skizziert der Herausgeber Lebens- und Werkgeschichte.

Stimmen

»Glasers Texte kreisen um das Aufbrechen der festen Formationen und Blöcke und Systeme – aber sie vergessen nie jene Parteilichkeit, die ›oben‹ und ›unten‹ sehr genau zu erkennen weiß. Im Schluckebier geht es immer wieder um ›zweierlei Denken‹ – ›Hier vom Hunger aus gedacht; dort vom Aufstieg aus gedacht.‹ Darin und in einer elementaren Sprachkraft, die sich auch der Verrohung depravierter Zöglinge stellt, liegt die Stärke des Autors und die literarhistorische Bedeutung der hier gesammelten frühen Texte.« / Walter Fähnders, literaturkritik.de

Vita

Georg K. Glaser, 1910 in der Nähe von Worms geboren und aufgewachsen, mit 16 Jahren dem väterlichen Terror entflohen. Nach mehrfachen Fluchtversuchen aus den staatlichen Fürsorgeanstalten und einem anschließenden Gefängnisaufenthalt folgen erste literarische Versuche und politisches Engagement für die KPD. Seit 1933 Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus dem Untergrund. Nach der Flucht nach Frankreich über das freie Saarland, geriet er 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Seit 1945 lebte Glaser als Schriftsteller und Kunstschmied in Paris, wo er 1995 verstorben ist.

Inhalt

  • Der junge Arbeiter erzählt (1931)
  • Zug ohne Bremse (1931)
  • Jugendliche Rowdies? (1932)
  • Urlaub vom Erzogenwerden (1932)
  • Der Weg durch die »Klassen« (1932)
  • Die Jacke (1932)
  • Die deutschen »Verwahrlosten« (1932)
  • Die junge Alte (1932)
  • Kontrolleure der Gesellschaft (1932)
  • Bruchstücke eines Romans (1932)
  • Schluckebier (1932)
  • Meuterei im Arbeitsdienst (1934)
  • Die Nummer Eins der Rotfabrik (1934)
  • Das Langemarck der deutschen Jugend (1934)
  • Joseph Reitinger (1936)

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