Karin Krickmayr – Irak Reflexionen

Karin Krichmayr

Irak-Reflexionen

Während täglich Nachrichten über neue Anschlagsserien, die Aufstockung der US-Truppen und die Zerschlagung von Rebellenhochburgen die Weltöffentlichkeit bewegen, sind in den Medien kaum Stimmen der Menschen zu vernehmen, die im Irak leben und arbeiten. Das von Mary Kreuzer und Thomas Schmidinger herausgegebene Buch “Irak. Von der Republik der Angst zur bürgerlichen Demokratie?” läßt vor allem irakische Intellektuelle mit den verschiedensten “ethnischen”, politischen und religiösen Hintergründen zu Wort kommen, um der einseitigen Berichterstattung verschiedene Standpunkte entgegenzustellen. Dabei wird der Bogen von den Irak-Kriegen des 20. Jhdts. über die Rolle der USA und Europas bis zu den Strukturen und Problemen des “neuen Irak” nach dem Sturz Saddam Husseins gespannt. Die Position irakischer Linker, die sich zwischen der Ablehnung sowohl des Baath-Regimes als auch der US-Armee befinden, wird ebenso thematisiert wie die Verfolgung der schiitischen und kurdischen Bevölkerung und die Lage der Frauen. Eine Reihe von Autorinnen aus dem Umfeld von Jungle World und Context XXI beschäftigt sich mit dem Antisemitismus, der im Zuge der Anti-Kriegsbewegung auf Seiten von antiimperialistischen Gruppen propagiert wird und Rechtsextremen in die Hände spielt. Alles in allem ein hochaktueller Sammelband, der jenen ans Herz gelegt sei, die sich für eine differenzierte Analyse des Irak-Konflikts interessieren.

Aus: Unique. Zeitung der ÖH Uni Wien N° 10 / 2004

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