Jour Fixe Programm Herbst/Winter 1999/2000

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Dienstag,

Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15 (Spechtpassage)

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Trennmarker Freitag, 22. Oktober

Blonde Bestie, ewiger Jude

Kulturgeschichte nach Auschwitz

Neben den Highlights des Kulturbetriebs werden zahlreiche vergessene oder kaum bekannte Phänomene der plebejischen Kultur und der Trivialliteratur analysiert. Darüber hinaus wird gefragt, inwieweit jenes Ritual der Zivilisation von der Aufklärung durchbrochen oder nur neu inszeniert wurde, und worin die Kritik besteht, die auf der Seite der unmittelbar Betroffenen – von Heinrich Heine bis Arnold Schönberg – in eigener künstlerischer Praxis geübt wurde. Bei all dem handelt es sich nicht darum, eine Sozialgeschichte des Antisemitismus mit effektvollen Bildern und Szenen zu illustrieren, das Ästhetische – zumal die dramatische und die musikalische Form – soll vielmehr als Möglichkeit der Reflexion sichtbar und als solche in der Interpretation auch genutzt werden. Daß Shakespeares Kaufmann von Venedig, Wagners Parsifal oder Fassbinders Der Müll, die Stadt und der Todes darum verdient hätten, möglichst oft gezeigt zu werden – weil sie diese Möglichkeit ins Spiel bringen –, ist damit noch nicht gesagt. Doch nicht zuletzt für solche und ähnliche Diskussionen hofft diese Kulturgeschichte der Barbarei einige Grundlagen zu schaffen. – Es spricht Gerhard Scheit (Wien), Autor u.a. von “Mülltrennung” (konkret) und “Verborgener Staat, lebendiges Geld. Zur Dramaturgie des Antisemitismus” (ça ira). Um 20 Uhr in der Kath. Hochschulgemeinde, Lorettostr. 24.

november

Donnerstag, 4. November

Stalin und die Juden

Nach 1920/21, als der weltrevolutionäre Impetus der russischen Oktoberrevolution verbraucht war, wurde der sowjetische Staatskapitalismus als neues System der Herrschaft und Ausbeutung zunehmend sichtbar. Stalins Politik des “Sozialismus in einem Lande” kam, je länger, desto weniger, nicht ohne nationalistische und chauvinistische Praktiken aus. Der Mißerfolg der Planwirtschaft provozierte die Jagd auf “Saboteure” und “Wirtschaftsschädlinge”. So avancierte der “Trotzkismus” zum innenpolitischen Hauptfeind Nummer Eins, und schon während der Moskauer Prozesse 1936 wurde der antisemitische Tonfall der Polemik gegen “wurzellosen Kosmopolitismus” wie “unproduktiven Parasitismus” unüberhör-bar. Die von Stalin verfügte Auflösung der Kommunistischen Internationale vollendete dann auch formell die Nationalisierung der Sowjetunion; kein Wunder daher, daß der antifaschistische Krieg als “Großer Vaterländischer Krieg” geführt wurde. Im Zuge jedoch der Mobilisierung aller Kräfte gegen den nazistischen Raubmordkrieg kam es im April 1942 zur Gründung des “Jüdischen Antifaschistischen Komitees”. Es dokumentierte

me des Staates gegenüber seinen Insassen benötigt. Schröder zeigt, so klagen Sozialdemokraten, zu wenig Herz beim Regieren, sei zu kalt. Sparpolitik ja, aber mit Wärme und Streicheleinheiten. Doch ein Mann der Cashmere trägt und Coshiba raucht? Nein, das ist nicht deutsch. Immerhin hat diese Regierung auch Erfolge aufzuweisen, z.B. kann sie Krieg führen. Ihre beiden Kriegsprotagonisten – Fischer zuerst und dann Scharping – sind die beliebtesten Politiker im Lande. Rotgrün dem Völkisch-Deutschen einen unschätzbaren Dienst erwiesen: Deutschland führt wieder Krieg. Ein Krieg um die urdeutschen Ziele Selbstbestimmungsrecht, Volksgruppen- und Menschenrechte. Mehr noch: einer gegen Auschwitz. Die rotgrünen Regierenden haben es exorziert, zumindest exportiert, nach “Serbien”. Es geht um den rotgrünen Geschichtsrevisionismus eines Götz Aly in Annäherung an Ernst Nolte, die Bedeutung der Wehrmachtsausstellung für die Versöhnung der heute Regierenden mit Vätern und Tätern als Kriegsführungsvoraussetzung, die exlinke Liebe zur deutschen Heimat im Osten und ihre Rehabilitierung der nationalsozialistischen Geopolitik und um die Bemühungen des Hamburger Reemtsma-Instituts um eine vergangenheitsentsorgte “Berliner Republik”: Also um die “Wiederkehr des Deutschen in den Deutschen”, wie eine Tageszeitung das Heideggerisieren Peter Sloterdijks um die Menschenzucht charakterisierte. All das hat den Krieg und hat der Krieg möglich gemacht. – Es spricht Heiner Möller (Hamburg), der u.a. für Konkret schreibt. Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15.

januar

Dienstag, 11. Januar

Stummer Zwang oder innere Stimmen?

Zur Begründung der Psychologie als “Hilfswissenschaft der Geschichte”

in der frühen Kritischen Theorie.

Die frühe Kritische Theorie gilt im Unterschied zur späten gemeinhin als “anschlußfähig”. Der wesentliche Beitrag der frühen Kritischen Theorie zur Theorie der Gesellschaft besteht in dem Versuch, diese um eine “den Bedürfnissen der Geschichte entgegenkommende Sozialpsychologie” (Max Horkheimer) zu bereichern. Die Gesellschaftstheorie habe sich auf die Psychologie zu besinnen, wenn das gesellschaftliche Handeln der Massen nicht rational, sondern irrational sei. Die Irrationalität gesellschaftlichen Handelns wird aus der angeblich von Marx begründeten Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklärt: Wenn die Produktivkräfte über die Produktionsverhältnisse hinausgewachsen seien, sei das Festhalten an den bestehenden Produktionsverhältnissen irrational und daher psychologisch zu erklären. Das klingt wie eine unumgängliche Ergänzung der Marxschen Theorie. Als solche hat sie Horkheimer auch verstanden. Tatsächlich ist Horkheimer durch seine Argumentation gezwungen, zentrale, im Kapital entwickelte Argumente für die Aufrechter-haltung der bestehenden Produktionsweise zu ignorieren. So tritt etwa an die Stelle des “stummen Zwangs der ökonomischen Verhältnisse” (Marx) umstandslos eine “das Bewußtsein verfälschende Triebstruktur” (Horkheimer). Es entbehrt nicht der Ironie, daß die theoretischen Problerne, in

uas voiie ftusmao ues uenozius an uen juuen in einem “öcnwarzoucn, das 1946 in den USA erschien, in der Sowjetunion jedoch verboten wurde. Solange die Anti-Hitler-Koalition bestand, war die Betonung eines eigenständigen jüdischen Elements im Verbund der sogenannten sowjetischen Völkerfamilie opportun; nach dem Krieg jedoch wurde die haargenau gleiche Politik als “Nationalismus” gebrandmarkt. Bei den Geheimprozessen, die 1952, im Jahr vor Stalins Tod, gegen das “Jüdische Antifaschistische Komitee” geführt wurden, war die Mitarbeit am “Schwarzbuch” einer der Hauptvorwürfe. Im Gegensatz zum Rassenwahn der Nazis, der auf die totale Vernichtung der Juden zielte, wollte Stalin den “wurzellosen Kosmopolitismus” zerstören. Während Hitler den Genozid betrieb, blieb Stalin auf der Stufe eines .Kulturozids mit mörderischen Mitteln stehen. – Es spricht Arno Lustiger (Frankfurt), Autor u.a. von “Schalom Libertad. Juden im Spanischen Bürgerkrieg” und “Rotbuch: Stalin und die Juden”. Um 20 Uhr im Hörsaal 1221 der Universität. In Zusamenarbeit mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der VVN/ BdA, der West-Ost-Gesellchaft sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Donnerstag, 11. November

Einführung in die Philosophie

Diese Einführung soll nicht einem Leitthema folgen, sondern ist konzipiert als geschichtliche Darstellung der Grundgedanken, in denen die Klassiker der Philosophie “Wirklichkeit im Denken reproduziert” haben. Im Vollzug der immanenten Darstellung soll dann allerdings gefragt werden, ob es in diesen “Philosophien” ein Gemeinsames gibt: denn nur, wenn dies bejaht werden kann, kann die Frage sinnvoll gestellt werden, was Philosophie ist, als auch die alles entscheidende Frage danach, was “Wahrheit” ist. Die Vorsokratiker, Platon, Aristoteles, Augustinus, Abälard/ Descartes/Kant, Hegel, Nietzsche/Heidegger, Wittgenstein haben ohne Zweifel vollkommen unterschiedlich philosophiert. Zu klären ist also, ganz traditionell, ob diese Differenzen auf keinerlei Gemeinsamkeit in der Sache verweisen oder diese trotz aller Verschiedenheit bloßen Perspektivenwechseln bei der Behandlung eines identischen Gegenstandes (das Denken, das Sein, die Wirklichkeit, die Göttlichkeit) geschuldet sind. Darauf aufbauend wäre zu erörtern, ob man, wie Hegel, von einem “Fortschritt der Philosophie” in der gedanklichen Durchdringung ihrer Gegenstände sprechen kann, oder ob nicht vielmehr die Differenzen sich daraus ergeben, daß sich der Referenzpunkt aller Philosophie, “die Wirklichkeit”, in genau dem Maße geändert hat, in dem die Klassiker der Philosophie auf das Identische in allem Differenten, das Allgemeine aller Besonderungen, reflektierten – womit wir bei der Philosophie von Marx/Adorno/Sohn-Rethel angelangt wären. – Leitung: Manfred Dahlmann. Donnerstags um 20 Uhr in den Räumen der ISF, Belfortstr. 46 (HH).

Dienstag, 16. November

“Es gibt kein Ich hinter dem Diskurs”

Judith Butlers “queer theory” als Apotheose der Anorexie

Die “queer theory” richtet sich gegen den “foundationalism”, gegen die theoretische wie praktische Anmaßung, eine bestimmte “Identität” zur gesellschaftlich unverrückbaren Norm zu erheben – und damit zur Unterdrückung andersgearteter “Identitäten” beizutragen. Gegen solcherlei partikularistischer Willkür setzt Judith Butler aufs Allgemeine, auf die Norm an sich. Deren beständige und selbsttätige Reproduktion durchs gesellschaftliche Gespräch böte die Möglichkeit ihrer ständigen Umbewertung und damit die Möglichkeit für Lesben und Schwule sich in die fipmfiinschäft der gleichen Staatsbürser einzureihen. Dabei ist “aueer

Schaftstheorie verstrickt, in der späten Kritischen Theorie gelöst worden sind. Der Vortag wird diese theoretischen Probleme entwickeln. – Es spricht Jan Weyandt (Hamburg). Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15.

Dienstag, 25. Januar

Let There be Rock!

Wie die Kulturlinke versucht, die Kulturindustrie zu retten

Vertreter der sogenannten Kulturlinken behaupten eine bahnbrechende Erweiterung des Politikbegriffs, wenn sie – wie beispielsweise D. Diederichsen – “die Unmöglichkeit, Politik zu machen, ohne Kultur zu betreiben” konstatieren. Damit soll nun mehr als die Banalität gemeint sein, daß selbstverständlich jede soziale Auseinandersetzung auch kulturelle Ausdrucksformen zeitigt und beansprucht; die bürgerliche Vorstellung von Kultur, die noch immer jene Sphäre als geistige von der materiellen des gesellschaftlichen Verkehrs absondert, wird damit nicht auf die Sachlichkeit eines funktionalen Kulturbegriffs zurückgebracht, etwa im Sinne des Marxschen Begriffs der Reproduktion, sondern gleichsam “überaffirmativ” überboten: Die Kultur, um die es solchen Kulturlinken zu tun ist, meint die Ästhetisierung der Politik. Es geht um eine Auf- und Umwertung der Kulturindustrie, die heute beschönigend als Popkultur daherkommt; das, was nach der einstigen Diagnose der Kulturindustrie einmal Aufklärung und Subjektivität beschädigte, wird als bewußte Strategie eines “symbolischen Kampfes” (T. Holert und M. Terkessidis) verstanden, der Massenbetrug zum vermeintlich subversiven Spiel um “Distinktionen” umgemodelt. Unter den Vorzeichen pseudokonkreter Attribute wie “Hippness”, “Sexyness” und dergleichen wird eine Analyse der Popmusik ebenso wie eine sozialkritische Überprüfung des Begriffs der Kulturindustrie letztlich unterbunden. Daß gleichwohl die Popmusik heute andere Maßstäbe der Kritik verlangte, auch weil der Begriff der Kulturindustrie Korrekturen erfordert, prallt als Akademisierungsvorwurf von solchen kulturlinken Beibiegungen ab, die sich auf die Evidenz positivistischer Unmittelbarkeit, das Mitredenkönnen und Dabeisein berufen. – Es spricht Roger Behrens (Hamburg), Autor des Buches “Ton Klang Gewalt”. Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15.

februar

Samstag, 5. Februar

Antifaschistischer Stadtrundgang

Unter besonderer Berücksichtigung der “Arisierung” in Freiburg. – Die Route führt vom Regierungspräsidium (früher NS-Polizeipräsidium) über das ehemalige jüdische Viertel (Wasserstraße) zur Universität (Vorreiterrolle der freiburger Universität für die nationalsozialistische Gleichschaltung der deutschen Universitäten), dann weiter zum Hauptbahnhof (Deportation) und endet um 17 Uhr am Platz der alten Synagoge. – Es führt und kommentiert G. Schlesiger. Treffpunkt um 15.30 Uhr vor dem Regierungspräsidium, Kaiser-Joseph-Straße.

Dienstag, 8. Februar

Michail Bakunin und Karl Marx

Über eine Etappe in der Entwicklung des Materialismus von G.W.F. Hegel

zu Theodor W. Adorno

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^^^^^^^^^^^^^^^^•^•^^•^^^^^^^^^^^•^^•^^^ theory” nur scheinbar das Gegenteil des “foundationalism”. Selbst dessen krasseste Form, die rassistische, die Politik in angewandte Biologie überführt, teilt mit dem poststrukturalistischen Unterfangen einer Diskursivierung der Identitäten den Glauben an die Ewigkeit der Norm und den Widerwillen gegen das Besondere. Die demokratische Gleichheit des Diskurses über die Normen, die die Identität bestimmen, ist nicht das Gegengift zur “rassischen” Gleichförmigkeit des Volkskörpers. Im Gegenteil: Es sind die beiden Seiten der widersprüchlichen Konstitution wertförmiger Subjektivität, die aus der abstrakten Gleichheit des denaturierten Staatsbürgers und dessen zwanghafter Konkretion zum Blutsgefährten besteht. Die repressive Vergleichung der Subjekte im Warentausch, deren ideologischer Ausdruck die “queer theory” mit ihrer Gleichheit vor der versprachlichten Norm vorstellt, bringt Antisemitismus wie Homophobie mit Notwendigkeit hervor. – Es spricht Uli Krug (Redaktion Bahamas). Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15.

Dienstag, 30. November

Totale Mobilmachung

Menschenführung im Total Quality Management

Management- und Militärtheorien gehören zum gleichen Diskurstyp: Sie formulieren Programme zur Mobilisierung und Optimierung menschlicher wie technischer Ressourcen. Krieg und Konkurrenz fordern gleichermaßen effizienten Einsatz der Kräfte wie kämpferische Aggressivität. Nicht anders als die soldatische Ausbildungsliteratur lassen sich daher auch Management-Handbücher als Manuale der Menschenführung lesen; sie geben Aufschluß über die Strategien und Taktiken der Gouvernementalität des Betriebs. Der Markt der Modelle und Moden spiegelt dabei weniger die Wirklichkeit in Fabrik und Büro als die konkurrierenden Ideale einer guten Führung. Übergreifende Konzepte wie das “Total Quality Management”, die mittlerweile in Kranken- wie in Kaufhäusern, in Kindergärten wie in Autokonzernen zum Einsatz kommen, stellen ein Arsenal standardisierter Instrumente bereit, um das Prinzip der permanenten Verbesserung unter Einbeziehung aller Mitarbeiter (“Kaizen”) durchzusetzen. Diese zeitgenössische Mikrophysik der Macht geht noch immer auf “eine gesteigerte Tauglichkeit und eine vertiefte Unterwerfung” (Foucault), aber sie hat die Techniken des Überwachens und Strafens hinter sich gelassen und setzt statt dessen auf Benchmarking, Qualitäts-Audits, Empowerment und “flache Hierarchien”. – Es spricht Ulrich Bröckling (Freiburg). Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15.

dezember

Dienstag, den 14. Dezember

“Wiederkehr des Deutschen in den Deutschen”

Ein Jahr rotgrün

Gemeinhin stimmt die Linke in den Kanon ein, daß rotgrün unter Schröder wegen seines neoliberalen Kurses abwirtschaftet. Vielleicht stimmt es, daß der deutsche Nachkriegskonsens – die Volksgemeinschaft als demokratische Sozialpartnerschaft weiterzuentwickeln – in Deutschland die Wär-

Seit der Spaltung der II. Internationale, erst recht seit dem durch Faschisten und Stalinisten in unheiliger Allianz unterdrückten Revolutionsversuch in Spanien ist der intensive politische Gegensatz von Marxismus und Anarchismus so geschichtsnotorisch wie ihr oft genug tödlicher Widerspruch. Allerdings hat Karl Marx mit dem zur Legitimationswissenschaft verunstalteten “Marxismus” so viel und so wenig zu schaffen wie Michail Bakunin mit dem zum moralinsauren Über-Ich des bürgerlichen Liberalismus verhunzten “Anarchismus”. So nahe, fast verschwistert sind der Marxsche und der Bakuninsche Begriff der Kritik als des Selbstbewußtseins der “negativen Revolution” (Bakunin), daß es einiger Anstrengungen marxistischer wie anarchistischer Ideologen bedurfte, ihre verschwindende Differenz zum Antagonismus aufzubauschen. Es wird zu zeigen sein, daß diese Differenz ein einfacher Unterschied der Aneignung Hegels ist. Als Junghegelianer waren Bakunin (der erste Übersetzer Hegels ins Russische) und Marx (dessen “Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie” zur gleichen Zeit entsteht) gleichermaßen darum bemüht, die Vermittlung von Vernunft und Gesellschaft durch Revolution so denkbar wie machbar werden zu lassen, d.h. diese Vermittlung nicht, wie Hegel selbst es tat, mit Sonntagssprüchen wie “Das Wirkliche ist vernünftig, das Vernünftige wirklich” bewenden zu lassen. Diese verschwindende Differenz allerdings hat es in sich: Es wird weiterhin zu zeigen sein, daß beide, Marx wie Bakunin, die Perspektive verfehlen, die Hegelsche Philosophie, insbesondere die Rechtsphilosophie eröffnet, eine Perspektive, die erst in Adornos “Negativer Dialektik” aufscheint. – Es spricht Joachim Bruhn (Freiburg). Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15.

Dienstag, den 29. Februar

Heidegger, Hitler des Denkens

Der Verfall der Philosophie, die Postmoderne, der Präfaschismus

Man bringt den Verdacht nicht los, eine Art unterschwelliger Heideggerismus sei allenthalben wieder vielfältig brauchbar und bequem für postmoderne, poststrukturale posthistorische Deutungsobjekte von Welt; alles natürlich ohne das Pathos der früheren Deklarationen von Theologen, Psychiatern, Literaturwissenschaftlern, selbst Physikern, die sich in den 50er und 60er Jahren gross zum Einfluss, den Heidegger auf sie gehabt habe, bekannt hatten. Ein (später) heiliger Zorn wie derjenige von Hans Ebeling ist ja vielleicht erbaulich: “In Heidegger wiederholt sich noch einmal das Ereignis des .Führers’. Unsere Antwort kann nur sein: die Absage an das Verhängnis und Rückkehr zur Aufgabe der Philosophie.” Es gibt keine einfachen Absagen und Rückkehren. Zudem: Rückkehr wohin? In emsige Philosophie-Seminare ausschliesslich der Universitäten? Victor Farias ist da konkreter mit der Forderung: “sich widersetzen”. Und wenn Rückkehr, dann zur Schärfe Adornos, die in der aktuellen Diskussion signifikant wenig sich zeigt. Dabei wäre nicht nur im “Jargon der Eigentlichkeit” und in der “Negativen Dialektik” das nicht unterbietbare Niveau einer Auseinandersetzung angezeigt; gerade in Adornos großem Aufsatz “Parataxis. Zur späten Lyrik Hölderlins” wäre ein Maß schon längst gegeben, wie mit der (weit über die nationalsozialistische ‚Episode‘ hinausreichenden) Gewalttätigkeit Heideggerscher Deutung (von Dichtung) philosophisch-kritisch umgegangen werden sollte. Es spricht Manfred Züfle (Zürich), der als Publizist und Autor u.a. für die “WoZ” schreibt. Um 20 Uhr im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15.