Thorsten Fuchshuber über »Autarkie und Regression« am Beispiel Russlands

In der Jungle World vom 15. September erschien ein äußerst instruktiver Artikel von Thorsten Fuchshuber über die Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf die russische Ökonomie sowie über das Verhältnis von Autarkie und Regression:

»Am Beispiel Russlands lässt sich daher mustergültig studieren, was Gerhard Scheit in seinem neuen Buch ›Mit Marx‹ zur Rolle der Zentralbanken im Verhältnis der Souveränität von Staaten zum Weltmarkt ausführt. Ohne die Unabhängigkeit der Notenbank nämlich lasse ›sich der Souverän in seinen kurzfristigen Entscheidungen von den längerfristig geltenden Bedingungen auf dem Weltmarkt nichts mehr dreinreden‹. Dadurch tendiere er zwangsläufig in Richtung Autarkie. In gewisser Weise sei daher ›die längerfristig entscheidende Gewaltenteilung die zwischen Regierung und Zentral- beziehungsweise Notenbank‹.Am Verhältnis beider bestimmt sich nämlich, ob die staatliche Einheit sich noch an einem auf längere Frist ausgerichteten rationalen Verständnis von Selbsterhaltung unter Weltmarktbedingungen orientiert oder ob die unmittelbaren Interessen der herrschenden Rackets allein maßgeblich werden, wie Scheit zeigt: ›Die Notenbank ist das Scharnier zwischen Souveränität und Weltmarkt, so wie sie im Inneren das Scharnier zwischen privatem Kredit­apparat und staatlicher Intervention ist.‹ Sergej Glasjew möchte dieses Verhältnis einseitig zugunsten von Sou­veränität, Autarkie und Staatsaktionen aufgelöst sehen.«