Martin Bauer über Klaus Heinrichs Heidegger-Kritik

Unter der Rubrik »Zeitschriftenschau« auf Soziopolis erwähnt Martin Bauer u. a. auch den in der sans phrase 17 erschienenen Auszug aus Klaus Heinrichs demnächst erscheinender Vorlesung zur Kritik Martin Heideggers:

Am 26. April 1990, sechs Monate nach dem Mauerfall, eröffnet Klaus Heinrich eine Serie von 12 Vorlesungen an der Freien Universität mit der Ankündigung, zu »den aktuellen völkischen Ereignissen« wolle er »nichts sagen, weil ich nachher noch andere völkische Ereignisse zu rezitieren habe. Das wird sonst zu viel ›Volk‹.« (S. 209) Dass er andere völkische Ereignisse wird behandeln müssen, ergibt sich zwingend aus dem Thema, das sich der Berliner Religionsphilosoph für dieses Sommersemester in der plötzlich nicht mehr geteilten Stadt vorgenommen hat.

Man muss Heinrichs bestechende, nicht zuletzt sprachkritische Analyse der faschismusaffinen Texte Heideggers ebenso wenig unterschreiben wie seine Perhorreszierung des Posthumanismus der jüngeren Humanwissenschaften links des Rheins. Sich für eine halbe Lesestunde in die Schule von Heinrichs Hellhörigkeiten gegenüber Sirenengesängen zu begeben, genügt, um seine bis dato unveröffentlichte Vorlesung mit Gewinn zu studieren. Erschienen ist sie in der jüngsten Ausgabe von sans phrase, dem Heft 17 der im Freiburger ça ira-Verlag erscheinenden Zeitschrift für Ideologiekritik. Es handelt sich um einen annähernd zwanzigseitigen Vorabdruck (S. 209–228) aus dem gesamten Zyklus der Vorlesungen, die in absehbarer Zukunft, herausgegeben von Wolfgang Albrecht, im selben Verlag veröffentlicht werden – nun posthum, da Klaus Heinrich am 23. November 2020 in seinem 93. Lebensjahr verstorben ist.