Klaus Thörner über Klaus Heinrich in der »Versorgerin«

In der aktuellen Ausgabe der Versorgerin (#130) schreibt Klaus Thörner über Klaus Heinrich:

Die bleibende Aktualität seines Denkens entspringt einer Aura der Präsenz, die Geistesgegenwart zum Prinzip erhob. Wer seine Texte liest, gerät in den Sog einer Gelehrsamkeit, die in der heutigen Universität kaum noch erfahrbar ist. Seine besondere Art materialistischer Kritik schließt Kunst und Architektur ebenso ein, wie Philosophie und Psychoanalyse, deren Weiterentwicklung dem Gelehrten ein großes Anliegen war. Es war Freuds Theorie von der Wiederkehr des Verdrängten im Verdrängendem, die ihn zu der Einsicht brachte, dass die Religion als das eigentlich Verdrängte der Philosophie anzusehen sei. Durch die Freilegung verdrängter Gehalte versuchte er logische, theologische und ästhetische Formen noch in ihrer abstraktesten Gestalt als sedimentierte geschichtliche Inhalte zu lesen; prekäre Versuche, die Angst vor äußerer Bedrohung und innerer Zerrissenheit durch Verschiebung und Stillstellung abzuwehren und zu bewältigen. Als Leitmotiv galt ihm die Überzeugung: »Nichts, woran sie sich erinnern können, ist vorbei.« [Weiterlesen]