Besprechung der Zeichnungen Klaus Heinrichs im »taz plan«

Im taz plan vom 13. Februar erschien eine Besprechung der aktuellen Ausstellung von Klaus Heinrichs Zeichnungen in der Galerie Klaus Gerrit Friese (Berlin):

 

Zeit festhalten, Räume öffnen

Genau sagen, wie viele Zeichnungen er im Laufe seiner bislang 92 Lebensjahre angefertigt hat, kann Klaus Heinrich nicht. Auf 6.000 schätzt er die Zahl, erst kürzlich ist er wieder auf eine ganze Kiste gestoßen. Eine kleine Auswahl ist nun in der Galerie Klaus Gerrit Friese zu sehen. Erstmals überhaupt. Dass Heinrich auch künstlerisch arbeitet, wird für die meisten ein Novum sein. Bekannt gemacht haben ihn seine Professur der Religionswissenschaften an der Freien Universität, die er 1948 mitbegründet hatte, seine brillanten, legendären Vorlesungen. Dabei zeichnet Heinrich, seitdem er einen Stift halten kann. Die rund 150 Exponate in Charlottenburg stammen aus der Zeit von 1955 bis 2020. Zeichnungen über Heinrichs Reisen nach Italien sind dabei, solche mit mythologischen Sujets, solche über die FU, Porträts, Erotisches, Kindlich-Humoriges, Hintersinniges. Ein Vergnügen ist es, sich ihnen Papier für Papier zu nähern, Sütterlin entziffernd, Motive wiederentdeckend, Hintergründe erratend. Einige entstanden in »Endlossitzungen an der FU«, auf Stenoblöcken, Mensamenüs, Protokollen, was eben so da war. Schon das Material erzählt vom Lauf der Zeit. Heinrich beschreibt den Akt des Zeichnens als ein Festhalten der Zeit und des Raums, spricht aber auch von den neuen Räumen, die sich dabei auftun. Räume der Erinnerung und der Fantasie, Räume des Unterbewussten. – Schließlich war Heinrich es auch, der die Psychoanalyse an die Universität brachte. Die jüngste Zeichnung der Ausstellung entstand kurz vor der Eröffnung. Darauf zu sehen: eine Lesende. (bsh)