Helmut Reichelt

Neue Marx-Lektüre

Zur Kritik sozialwissenschaftlicher Logik

2013, 482 Seiten, ISBN: 978-3-86259-116-9
Unveränderter Nachdruck des 2008 beim VSA-Verlag erschienenen Titels

31,00 

 

 

978-3-86259-116-9 Kategorie:

Beschreibung

In der Marx-Rezeption seit den 1960er Jahren entstanden erste Arbeiten einer gegenstands- und methodenkritischen Lektüre im Umkreis der Kritischen Theorie von Horkheimer und Adorno. Helmut Reichelts Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx (1968) wurde zu einem Klassiker dieser frühen Periode wertkritischer Schriften.

In seinem 2008 erstmals erschienenen Buch treibt er diese noch weiter auf eine Auseinandersetzung mit Grundkategorien und Begrifflichkeiten der Sozialwissenschaft im weitesten Sinne – Struktur, Handlung, Subjektivität.

Reichelts Neue Marx-Lektüre thematisiert wesentliche Erklärungsdefizite – wie die Begründung gesellschaftlicher Einheit und Allgemeinheit – in der Werttheorie von Marx, die dieser durch stillschweigende Einführung eines nicht weiter explizierten Geltungsbegriffs zu korrigieren sucht. Ein Konzept von Geltung, das sowohl Gegenständlichkeit und Addierbarkeit des Wertes als Voraussetzung makroökonomischer Analysen ermöglicht, ist bislang noch nie thematisiert, geschweige denn entwickelt worden. Zu Beginn werden die Einlösungsversuche eines solch anspruchsvollen gesellschaftskritischen Programms bei Adorno, Horkheimer und Sohn-Rethels Tauschabstraktion bilanziert. Im Anschluß an Überlegungen von Alfred Ammon, Georg Simmel und Hegel wird eine Lösung erarbeitet, die auch eine neue Form der Verknüpfung von Handlung und Struktur in der Sozialwissenschaft ermöglicht, an der auch neuere Versuche ökonomischer Kategorienentwicklung wie die von Gunnar Heinsohn/Otto Steiger bislang scheiterten.

Im Resultat kommt Reichelt auf die dialektische Darstellung der Wert- und Kapitalformen bei Marx, die auf eine Erklärung der Verselbständigung von Struktur und Handlung in der bürgerlichen Gesellschaft zielt, und auf Adornos Reformulierung des Verhältnisses von Soziologie und Psychologie zurück sowie auf das Scheitern von Habermas’ Konzeptualisierung von System und Lebenswelt.

Inhalt

  • Einleitung
  • 1. Kapitel : Kritische Theorie als Programm einer neuen Marx-Lektüre
  • I. Arbeit, Wert, Geltung
    • 2. Kapitel : Realabstraktion und wie die Tauschabstraktion bewusst wird
    • 3. Kapitel : Die Schleichwege des methodologischen Individualismus und die neukantianisch inspirierte Konstruktion einer »« sozialen Form
    • 4. Kapitel : Abstrakte Arbeit als Substanz des Wertes?
    • 5. Kapitel : Reale Abstraktion als Existenz eines Begriffs – zum Geltungskonzept bei Georg Simmel
    • 6. Kapitel : Geld als Einheit von Geltung und Akzeptanz
  • II. Dialektische Darstellung
    • 7. Kapitel : Soziologisches Intermezzo – die zwei Soziologien und deren »nicht-triviale Zusammenfügung«
    • 8. Kapitel : Welche Methode ist es, die Marx versteckt hat?
    • 9. Kapitel : Dialektische Darstellung als Kritik ökonomischer Kategorien
      • Der »abstrakteste Begriff des Kapitals«, Kapital »nur noch ein Name«
      • Was heißt »notwendige Form«?
      • Dialektische Methode und historischer Materialismus
      • Entwicklung der Maschinerie
    • 10. Kapitel : Die Verknüpfung von Handlung und Struktur in der Entwicklung des Kapitalbegriffs
      • Die wirtschaftliche Dimension – Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld
      • Zins als die Erscheinung des Wesens – Zur Theorie der Eigentumsprämie von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger
      • Die Marxsche Kritik – eine zweite übersinnliche Welt
      • Von der Handlung zur Struktur
  • III. Wissenschaft und Ideologie
    • 11. Kapitel : Der weltgeschichtliche Kulminationspunkt – Projektion einer Denkfigur
    • 12. Kapitel : Wissenschaft als Durchbrechung des Scheins
    • 13. Kapitel: Die Marxsche Kritik des Hegelschen Staatsrechts
    • 14. Kapitel : »Ich weiß, dass alles falsch ist, solange die Welt so ist, wie sie ist.« – Kritische Theorie, »im besten Fall noch Flaschenpost«
    • 15. Kapitel : »Marx, richtig gelesen« – eine (etwas andere) neue Marx-Lektüre. Jürgen Habermas’ Rekonstruktion des historischen Materialismus
  • Literatur

Weitere Titel …

  • Helmut Reichelt

    Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx

    2001, 288 Seiten, ISBN: 978-3-924627-76-8
    26,00 

     

     

  • Diethard Behrens (Hg.)

    Gesellschaft und Erkenntnis

    Zur materialistischen Erkenntnis- und Ökonomiekritik

    1992, 280 Seiten, ISBN: 978-3-924627-34-8
    3. unver. Nachdruck 2020
    24,00 

    Jenseits traditioneller oder positivistischer Marx-Deutungen hat der kritische Marxismus sich als methodisch reflektierte und erkenntnistheoretisch begründete Betrachtungsweise des Gesellschaftlichen entwickelt.

  • Kirchhoff, Pahl, Engemann, Heckel und Meyer (Hg.)

    Gesellschaft als Verkehrung

    Perspektiven einer neuen Marx-Lektüre Festschrift für Helmut Reichelt

    Herbst 2004, 448 Seiten, ISBN: 978-3-924627-26-3
    31,00 

    Nach dem Ende des kurzen Gastspiels der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie an den europäischen und amerikanischen Universitäten hat sich…

  • Karl Marx

    Das Kapital (1867)

    Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band: Der Produktionsprocess des Kapitals. Erstausgabe von 1867

    September 2022, 808 Seiten, ISBN: 978-3-86259-149-7
    Hardcover | Herausgegeben vom Institut für Sozialkritik
    36,00 

    Die vorliegende Ausgabe umfasst den Originaltext und die Originalpaginierung der Erstauflage sowie eine Seitenkonkordanz zur MEGA2.

  • Hans-Georg Backhaus

    Dialektik der Wertform

    Untersuchungen zur marxschen Ökonomiekritik

    2. Auflage Winter 2011, 4. unver. Nachdruck 2022, 536 Seiten, ISBN: 978-3-924627-52-2
    35,00 

    Seit der Studentenbewegung und ihren Versuchen einer avantgardistischen Marx-Lektüre gehören die Arbeiten von Hans-Georg Backhaus mit Abstand zum besten, was man hierzulande an Einschlägigem lesen darf.

  • Friedrich Pollock

    Marxistische Schriften

    Gesammelte Schriften Band 1

    Juni 2018, 362 Seiten, ISBN: 978-3-86259-132-9
    Herausgegeben von Philipp Lenhard | Hardcover | 2. durchgesehene Auflage
    34,00 

    Der erste Band der Gesammelten Schriften Friedrich Pollocks enthält Texte aus der Zeit der Weimarer Republik, die sich mit der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie auseinandersetzen, insbesondere mit der Wertformanalyse und der Geldkritik.